Große Freude bei mir Frau Rebekka Eckelboom diese hohe Auszeichnung für Ihre großartigen Leistungen und Verdienste im Umwelt- und Naturschutz stellvertretend für den Oberbürgermeister zu überreichen!!
Rede
Bürgermeisterin Monika Brinner
Anlässlich
der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an
Frau
Rebekka Eckelboom
am
05.03.2013, 16:00 Uhr, Rathaus
- das
gesprochene Wort gilt –
Meine Damen und Herren,
über den
Wert astrologischer Prognosen lässt sich ohne Frage vortrefflich
streiten. Aber die Eigenschaften starker Wille, Großzügigkeit,
Gerechtigkeitssinn und Souveränität, die dem Sternzeichen Löwe
zugesprochenen werden, beschreiben erstaunlich gut einen Teil dessen,
was Sie, verehrte Frau Eckelboom, auszeichnet.
Andere
Quellen ergänzen dieses Bild und sprechen von Ihnen als einem
freundlichen, selbstbewussten Mensch mit einem großen Herzen.
Sterne,
Erbgut oder Vorsehung: Unter dem Strich ist es eigentlich völlig
unerheblich, was der Grund für Ihre herausragende Lebensleistung
ist.
Vielleicht
profitieren wir auch davon, dass die Faszination Natur einem durchaus
die Sprache verschlagen kann. Jedenfalls gehören Wörter wie
Feierabend, Leerlauf und Hände - zumindest in der Verbindung mit in
den Schoß legen – nicht zu Ihrem Gebrauchsvokabular.
In fünfter
Generation in Gellep-Stratum tief verwurzelt, fanden Sie schon in
frühester Kindheit - unter anderem durch Radwanderungen - Ihren ganz
persönlichen, innigen Zugang zu unserer wunderbaren
niederrheinischen Natur. Auf diese Weise wurden Sie eine intime
Kennerin der gesamten Region und insbesondere des Latumer Bruchs, dem
Sie besonders verbunden eng sind.
Für uns
war es ein absoluter Glücksfall, dass der damalige Exkursionsleiter
Thies Ihnen während einer geführten Radtour anbot, die Funktion als
Landschaftswart zu übernehmen.
So sind Sie
seit 1998 Mitglied der Landschaftswacht der Stadt Krefeld und aktuell
Landschaftswärterin für die Bereiche Elt, Spey und Maigrund. Mit
der Ihnen eigenen Akribie beraten und informieren Sie dort geduldig
interessierte Bürgerinnen und Bürger.
Wer das
Wohl dieser herrlichen Landschaften beispielsweise durch
Schwarzbauten, wilde Müllkippen oder nicht genehmigte Rodungen
gefährdet, bekommt es allerdings mit einer ganz anderen Rebekka
Eckelboom zu tun.
Dann weisen
Sie nicht nur direkt vor Ort auf die tatsächlichen und rechtlichen
Folgen des Fehlverhaltens hin, sondern melden die Rechtsverstöße
konsequent der zuständigen Behörde.
Seit 2001
sind Sie außerdem Mitglied des Naturschutzbundes Krefeld/Viersen
e.V. – kurz NABU - wo Sie im Jahre 2010 die Leitung der Gruppe
Krefeld, die mit 1.300 Mitgliedern zu den größten der Region
gehört, übernommen haben. Mit Ihren Teams betreiben Sie dort unter
anderem Biotop-Pflege, bauen Nisthilfen für Vögel und sorgen für
den Schutz von Amphibien und Fledermäusen.
Darüber
hinaus erfassen und kartieren sie Pflanzen und Vögel.
Liebe Frau
Eckelboom, wie ich weiß, ist Ihnen dabei die Einbeziehung von
Kindern und Jugendlichen immer besonders wichtig, und darüber freue
ich mich von Herzen. So lernt unser Nachwuchs etwa im Rahmen Ihrer
NABU-Ferienprojekte, Natur aktiv und bewusst zu erleben und zu
schätzen. Dabei wird Ihr großartiger Einsatz für den Naturschutz
zum Vorbild für viele dieser jungen Menschen. Davon profitiert
beispielsweise eine Obstwiese am Tierheim Flünnertzdyk, die Sie mit
einer Nachwuchsgruppe pflegen.
Meine Damen
und Herren, wenn ich vorhin erklärt habe, dass Müßiggang und
Rebekka Eckelboom quasi Antipoden sind, dann wissen Sie, dass hier
noch längst nicht Schluss sein kann. In Seminaren gibt Rebekka
Eckelboom ihre umfassenden Naturkenntnisse weiter und steht auch
Naturfremden mit Rat und Tat zur Seite.
Dabei
vermittelt sie keineswegs nur theoretisches Wissen, sondern schult
Interessierte auch schon einmal ganz praktisch im Umgang mit einer
Sense.
Ob Hamme
oder Dorn, Dengeln oder Wetzen, nach einem Eckelboom-Intensivkurs
macht den frischen Mähkunst-Spezialisten keiner mehr etwas an diesem
Gerät vor.
Ihr
Engagement, verehrte Frau Eckelboom, geht jedoch weit über die
Vermittlung von Wissen und Fertigkeiten und über die Bewahrung der
Natur hinaus. Wann immer es möglich ist, gewinnen Sie verlorenes
Terrain für die Vielfalt der Natur zurück. So legten Sie mit
Unterstützung der Unteren Landschaftsbehörde in den letzten Jahren
an artenarmen Abschnitten Wildkräuterstreifen an.
Und wie ich
hörte, sind Sie gerade dabei, das Wappentier des NABU, den
Weißstorch, wieder in Ihrem Latumer Bruch anzusiedeln.
Als
Maschinen- und Anlagenbauingenieurin kennen Sie auch die ökonomischen
Zwänge und Bedürfnisse vieler Krefelder Unternehmen und verfügen
über große technische Fachkompetenz. Daher stammen aus Ihrer Feder
fundierte Stellungnahmen zu aktuellen, regionalen Umweltthemen.
Darüber hinaus haben Sie wissenschaftliche Beiträge und
Auswertungen über die Region zusammengetragen.
Ihrer
akribischen Fleißarbeit ist es zu verdanken, dass wir heute davon
ausgehen können, dass im Latumer Bruch etwa 130 Arten leben, die auf
der Roten Liste stehen.
Diese Kunde
trugen Sie bis nach Brüssel und waren daran beteiligt, dass diese
reizvolle Naturlandschaft zum Natura 2000 Gebiet erklärt wurde.
Damit fällt sie nun unter die europäische
Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) zur Erhaltung der biologischen
Vielfalt und steht unter einem besonderen Schutz.
Des
Weiteren befassen Sie sich als Mitglied des Entomologischen Vereins
Krefeld e.V. mit der Kartierung von Schmetterlingen.
Auch wenn
Ihre größte Begeisterung wohl dem grünen Brombeer-Zipfelfalter
gilt, setzen Sie sich über die Belange der Region hinaus für den
Erhalt des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings, einer
Schmetterlingsart, die europaweit gefährdet ist und ebenfalls der
FFH unterliegt.
Und zu
guter letzt sind Sie im Bürgerverein Gellep-Stratum 1975 e.V. aktiv,
wo sie sich für den Gewässerschutz, die Einhaltung von
Wasserschutzrichtlinien und für die Grabenpflege einsetzen.
Liebe Frau
Eckelboom, Ihr ehrenamtliches Engagement für den Umwelt- und
Naturschutz ist ebenso herausragend wie vorbildlich und ich danke
Ihnen von Herzen dafür.
Mit Ihrem
Wirken befreien Sie die inneren Antennen vieler Krefelderinnen und
Krefelder von den Verkrustungen des hektischen Großstadtlebens und
öffnen ihnen damit die Augen für die Schönheit, die Vielfalt und
den Artenreichtum unserer niederrheinischen Natur.
Menschen
wie Sie tragen entscheidend dazu, dass Krefeld der Balanceakt
zwischen Industriestandort und grüner Stadt mit hohem Freizeitwert
gelingt.
Natürlich
bin ich mir sehr wohl darüber im Klaren, dass es sich nicht ziemt,
das Alter einer Dame zu verraten. Ich hoffe jedoch, dass Sie mir
diese kleine Indiskretion heute gestatten. Und das hat einen guten
Grund, denn es kommt nicht allzu oft vor, dass eine Empfängerin des
Bundesverdienstkreuzes noch nicht einmal das sechste Lebensjahrzehnt
vollendet hat.
Daher
können wir mit der heutigen Ehrung nur eine Zwischenbilanz ziehen,
denn ich bin mir sicher, dass wir noch sehr viele Jahre von Ihrem
außergewöhnlichen Einsatz profitieren werden:
von der
Botschafterin eines verantwortungsvollen Umgangs mit unserer Natur,
vom Vorbild für Erwachsene und besonders für Kinder und Jugendliche
und von Ihrer Gabe, Menschen die Liebe zur Natur näher zu bringen
und sie für den Umweltschutz, für die Bewahrung der Schöpfung zu
begeistern.
Bei alledem
sind Sie nie eine Liebhaberin von Imponiergehabe und großen Worten
gewesen. Stattdessen betonen Sie immer wieder, dass ein Einzelner im
Umwelt- und Naturschutz kaum etwas bewirken kann, sondern für den
Erfolg auf entschlossene Mitstreiter angewiesen ist.
Ich bin
deshalb sehr froh, dass Ihr großartiges Engagement unserem
Bundespräsidenten, Joachim Gauck, dennoch nicht verborgen geblieben
ist.
Liebe Frau Eckelboom, ich wünsche Ihnen weiterhin
viel Erfolg bei Ihren zahlreichen Herzensangelegenheiten und hoffe,
dass Ihr Einsatz in unserer Stadt Schule macht. Ich freue mich, Ihnen
heute diese hohe Auszeichnung überreichen zu dürfen und verbinde
hiermit den herzlichen Dank der Bürgerinnen und Bürger der Samt-
und Seidenstadt Krefeld.